Mittwoch, März 24, 2010

Der Basarverkäufer

In den vergangenen zwei Wochen habe ich in Sharm El Sheikh Ferien gemacht und meine Erlebnisse in Kolumnen beschrieben, welche in den nächsten Tagen hier in lockerer Folge erscheinen werden.

Im Old Market von Sharm El Sheikh biegen wir in eine Seitengasse ein. Ein Geruchsgemisch von Gewürzen, Kaffee und Parfum schlägt uns entgegen. „Cheep price, discount, only for you“ rufen die Händler. Die Angebote interessieren uns nicht, denn die feinen Hemden sind gepostet, die kleinen Andenken auch.

Unerwartet erhalte ich ein anderes Angebot. „Your wife is beautiful. You are a lucky man. How many camels do you want for her“, fragt einer der jungen Männer. Was soll ich da antworten? “Of course I am a lucky man.”

Plötzlich steht ein Basar-Verkäufer vor uns und zeigt auf seinen Laden. „Come in“ lädt er uns ein und fragt wie die anderen: „Where are you from?“. Als wir standardmässig „from Switzerland“ murmeln, geht ein Leuchten über ein Gesicht. „You have to see this. A friend from Switzerland has sent me this“ meint er und zieht aus einer Schublade eine DVD der PRS Präsenz Schweiz hervor, hergestellt von der Webfactory. “What is on that CD?” fragt er gespannt. Geduldig erkläre ich ihm den Inhalt, der mir bestens vertraut ist. Informationen über Bräuche, Land und Leute Da sagt er voller Freude. „You are my friends. I want to make Beduine of you.”

Mit geschickten Händen bindet er uns Wüstentücher um den Kopf, einmal das Gesicht eingehüllt, einmal offen. Mit unserer Kamera schiesst er das Erinnerungsbild und beginnt zu erzählen. „My name is Milad Yussef. During Summer I live in Sizilia. Here in Sharm it is too hot in summer. My family has emigrated to Italy. But in winter, spring and fall I come back to run the business of my father”. Das Geschäft gehört offensichtlich seiner Familie, und während den kühlen Monaten betreibt er es auch gleich selber.

Als Dank für die Fotoszene schenke ich ihm einen swissinfo-Kugelschreiber. Er zeigt spontan Freude und schenkt uns Buchzeichen mit altägyptischen Symbolen. Auf die Rückseite schreibt er unsere Namen in Arabisch. Dann wird noch über ein lila Tuch verhandelt. Ein Spiel gehört zum Kauf dazu. Der Händler beginnt mit einem übersetzten Angebot. Der Käufer untertreibt sein Gegenangebot. In der Regel trifft man sich ungefähr in der Mitte.Win-win würde man in der Geschäftswelt sagen: Der Händler hat ein Geschäft gemacht und etwas verdient. Der Käufer / Tourist hat das Gefühl, ihm sei ein Schnäppchen gelungen, auch wenn er die Ware vermutlich immer noch überbezahlt hat.

Mit einem Handschlag lässt uns Milad Yussef ziehen. Wir sind uns einig: Das waren unterhaltende Minuten, ohne Bedrängnis, aber mit viel Lachen und Völkerverbindung. Und Kamele kann ich in der Schweiz gar keine gebrauchen. Ich ziehe es vor, ein „lucky man“ zu sein.

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