Dienstag, Januar 15, 2008

Neues Heim für Berner Bären

Wenn sie die Eröffnung des Bärenparks im Spätsommer 2009 noch erleben, werden Pedro und Tana die ersten Bären sein, die das neue Revier an der Aare beziehen. Die beiden Braunbären, die heute im alten Bärengraben ihr Dasein fristen, haben allerdings bereits das beachtliche Alter von 26 Jahren erreicht. In freier Natur variiert die Lebenserwartung zwischen 20 und 30 Jahren, in Gefangenschaft können Braunbären aber auch älter werden.

Ein weiteres Tier der Spezies Ursus arctos (wie der wissenschaftliche Name lautet), das sicher in den Bärenpark einziehen wird, ist Losi: Der männliche Braunbär lebt momentan noch in Helsinki. Sollten Pedro und Tana die neue Anlage nicht mehr erleben, wird sich Losi aus Finnland mit anderen Artgenossen das Revier teilen. Man hofft, dass sich das Männchen mit einem der beiden Weibchen aus dem Dählhölzli anfreundet.

Für Bären und Menschen

Der Bärenpark ist nicht nur ein Park für Bären, sondern auch für Menschen. Rings um die Anlage stehen der Bevölkerung «View Points» sowie etliche Infostände zur Verfügung. Themen sind etwa das Sozialleben der Vierbeiner, ihre Ernährungsgewohnheiten, ihr Vorkommen und das Verhältnis Bär–Mensch. In einem Wassergraben können die Bären baden und fischen. Dieser Graben wird mit Aarewasser gespeist. «Der Wasserstand im Becken bleibt konstant», erklärt Bernd Schildger, «bei Tiefstand der Aare wird das Beckenniveau einiges höher sein.»

Ins hügelige Gelände werden zwei Höhlen gebaut, die via Fernsteuerung für die Bären geöffnet und geschlossen werden können. Dort werden Kameras montiert sein, die Bilder können von den Besuchern auf Bildschirmen im Bärengraben betrachtet werden.

Wie in der freien Wildbahn

Während die Bären im alten Graben nur sieben Stunden draussen sind und die meiste Zeit in einem Käfig verbringen, können sie sich künftig – wie in der freien Wildbahn – täglich 24 Stunden draussen aufhalten und tun und lassen, was sie wollen: gehen, graben, weiden, Nester bauen, baden und klettern. Diese Umstellung ist für die Raubtiere laut Schildger kein Problem. «Es könnte lediglich sein, dass sie einige alte Stereotype beibehalten.»

In Zukunft wird aber kein Futter mehr von oben in offene Mäuler von «Männchen» machenden Bären geworfen. Die Tiere werden ausschliesslich von Tierpflegern gefüttert, ein Ereignis, das Besucher miterleben können. Die Bären im neuen Park werden auch selbst nach Futter suchen, nach Wurzeln graben und Beeren pflücken.

Betäuben bei Hochwasser

Der Tierpark-Direktor und sein Team haben mit den beiden Bären im Graben bereits trainiert und Futter versteckt. Zudem sollen alle künftigen Parkbewohner den bedingten Reflex zeigen. Das funktioniert so: Wird zur Essensabgabe gleichzeitig ein Ton erzeugt, reagiert das Tier nach einer Weile auf dieses Signal und will fressen. Ist der Reflex intus, können die Tierpfleger die Bären allein mit dem Signalton anlocken und bei einem Hochwasser in Sicherheit bringen. «Die Anlage ist aber so angelegt, dass ein Hochwasser wie 1999 und 2005 nicht ausreicht, um Schäden im Park anzurichten», sagt Bernd Schildger. Trotzdem wurde auch das schlimmste Hochwasserszenario eingeplant. «Wenn wir bei Gefahr die Bären nicht rauskriegen, fahren wir mit einem Spezialfahrzeug in den Park und betäuben sie mit einem Gewehr.»

Schildger ging an einer kürzlich durchgeführten Orientierung sogar noch weiter: «Wenn sämtliche Fahrzeuge kaputt sind, kein Gewehre mehr funktioniert und kein Betäubungsmittel da ist, würden wir die Bären erschiessen.» Und weiter: «Es wird kein einziger Bär jemals lebendig in die Aare gelangen.»

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