Freitag, April 13, 2007

Business-Plan "Vesuv-Stöckli" funktioniert


Erstaunliches konnte ich am Ostersonntag auf dem Vesuv beobachten. Da praktiziert ein Italiener-Opa ein liebenswürdiges Geschäftsmodell und macht damit noch "Kohle". Und so funktioniert der wohlüberlegte Business-Plan:

Wer sich nach dem Parkplatz durch den Eingang auf die Vesuv-Tour begibt, erhält von einem Rentner-Ehepaar einen Wanderstock in die Hand gedrückt (siehe Foto). Die Gehhilfe ist schon bald von Nutzen. Der Vesuv-Wanderer weiss sie zu schätzen, denn der Weg führt steil bergauf, über unebenes, steiniges Gelände. Der Stock verleiht Halt, Balance und Sicherheit. Nein, alt fühlt man sich deswegen nicht, denn Jung und Alt bedienen sich des Hilfsmittels. Nur Besserwisser und Fitnessfanatiker verzichten freiwillig darauf.

Das Vesuv-Stöckli begleitet den Vulkan-Gänger an den Kraterrand, demseleben entlang und geleitet ihn sicher wieder nach unten, wo am Ausgang der liebenswürdige Opa mit Oma wartet. Während Opa den Stock zurücknimmt, kümmert sich Oma um das Trinkgeld.

Nach der hilfreichen Erfahrung des Holzsteckens ist man mehr als bereit, einen Obolus zu entrichten. Kaum auszudenken, wie der Marsch ohne den Stock verlaufen wäre. Ein Euro, zwei Euro, ja fünf Euro lassen die Touristen für die Unterstützung liegen. Oma macht ganz schön Kasse.

Das Geheimnis des Geldsegens ist wohlüberlegt und schlau: Würde das Ehepaar bereits am Anfang, beim Eingang, ein Entgeld verlangen oder auf die später geschuldete Abgabe hinweisen, fielen die Erträge wohl magerer aus. Oder die Wanderer würden im voraus auf den Holzstock verzichten. So aber machen sie gerne Gebrauch vom Angebot und danken es dem Rentnerpaar zum Schluss mit einem ordentlichen Batzen.

Auf diese Weise fliessen täglich mehrere hundert Euro in die Kasse der Tifosi. Geht man von täglich 1000 Touristen aus, was wohl untertrieben sein dürfte, dann beläuft sich der Tageslohn auf mindestens 600 bis 700 Euro. In der Realität dürften es noch etwas mehr sein.

Gewiss, Opa und Oma machen nicht jeden Tag denselben Umsatz. Auch müssen das Schlagen des Holzes und dessen Transport eingerechnet werden. Insgesamt aber geht der Plan auf. Der Geldstegen ist dem findigen Renterpaar wahrlich zu gönnen.

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