Montag, April 16, 2007

Bonn, das grösste deutsche Dorf am Rhein


"Sie reisen nach Bonn..?" fragte der Schaffner im IC mit einem unüberhörbar sarkastischen Unterton. Und zu meinem Sitznachbar meinte er mit Blick auf dessen DB-Fahrschein: "Da ist ja Koblenz grösser und bedeutender." Beide Männer lachten. Ich schwieg.

Seit 1990 ist Bonn nicht mehr deutsche Hauptstadt, sondern nur noch "Bundesstadt". Die Hauptstadt ist gen Berlin entflogen. Als Kompensation hat Bonn verschiedene internationale Behörden, nationale Aemter und Firmen erhalten. Im Bundesviertel wurde im Juli 2006 der "UN-Campus" eröffnet. Dort ist ein Grossteil der 13 in Bonn ansässigen Organisationen der Vereinten Nationen untergebracht. Neben UN-Organisationen prägen Verwaltungsgebäude grosser deutscher Unternehmen, das Funkhaus der "Deutschen Welle" und das "Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn" diesen Teil der Stadt. Bei der Deutschen Welle absolviere ich derzeit ein einwöchtiges Praktikum.

Nach einem Rundgang durch die Innenstadt und einer Velofahrt entlang dem idyllischen Rhein (siehe Foto) scheint mir nicht, dass Bonn unwichtiger oder hässlicher geworden ist. Im Gegenteil: Dank des tollen Wetters und den vielen Studenten ist das "grösste deutsche Dorf" ein Bijoux geblieben. Mir jedenfalls gefällts.

Dass ich mit meiner Meinung nicht allein stehe, bestätigte übrigens der Portier meines Hotels: "Bonn ist schöner und multikultureller als früher", meinte er stolz und wünschte mir in breitestem Rheinisch eine "gute Nacht".

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