Freitag, März 16, 2007

NYT-Verleger ist ein Online-Fan


Arthur Sulzberger, Verleger der New York Times, hat in den letzten Jahren sein Blatt radikal aufs Web eingestellt - aber er denkt noch weiter. Ob es in fünf Jahren noch eine Printausgabe gibt, sei ihm "egal", sagte er jetzt.

Sulzberger gibt selten Interviews, er macht lieber Zeitungen, als in ihnen aufzutauchen. Nun aber sprach er mit der der Zeitung "Ha'aretz" aus Israel - und philosophierte in dem Gespräch entspannt über Entwicklungen, die viele in seiner Branche weiterhin vor allem als Bedrohung betrachten.

"New York Times" im Netz: 400 000 Leser mehr als Print

"Ich weiß wirklich nicht, ob wir die 'Times' in fünf Jahren noch drucken", sagte er dem Blatt, "und wissen Sie was? Es ist mir auch egal". Das Internet sei "ein wundervoller Ort", und man sei dort schon jetzt führend. Die "New York Times" hat online täglich 1,5 Millionen Leser - und nur 1,1 Millionen Abonnenten der Printausgabe.

Im Netz könne man ebenso viel Geld mit Anzeigen verdienen wie im gedruckten Blatt, so Sulzberger, schließlich seien die Kosten für Online-Publikation deutlich niedriger. Als Beispiel für die zwangsläufig düstere Zukunft der Print-Zeitung führt er die Altersstruktur seiner Leserschaft an: 42 Jahre sei der durchschnittliche Abonnent, 37 Jahre der durchschnittliche Internet-Leser. In der papierlosen Zukunft werde man allerdings für die Internetausgabe bezahlen müssen.


Blogger und andere Onlinemedien seien keine Konkurrenz für die "New York Times", so Sulzberger: "Wir sind Kuratoren." Man sei zuständig für die Auswahl von Nachrichten und deren verlässliche Aufbereitung. "Die Leute kommen nicht auf die Seite der 'New York Times' um Blogs zu lesen." Die Rolle der Zeitung als zentraler Dreh- und Angelpunkt städtischen Lebens dagegen werde wegen der Vielzahl alternativer und ständig zugänglicher Angebote abnehmen. Man müsse "Teil dieser Community" sein, einen "Dialog mit der Online-Welt führen." (Spiegel online 8.2.07)

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