Sonntag, Januar 21, 2007

Wenn Freiwillige Lehrer unterstützen

Der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland hat die Bildungsdirektion aufgefordert, das Projekt «Senioren im Klassenzimmer» zu stoppen (vgl. baz vom 16. 12. 05). Assistierende Kurzbesuche von Rentnerinnen und Rentnern an der Volksschule sind offiziell nicht mehr erwünscht. Die Grenzen zwischen Schule und Familie würden durch solche Einsätze verwischt, der Unterricht zu einem «Jekami-Betrieb».

Eine Kehrtwende vollzogen hat auch der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband: Obwohl das von der Pro Senectute begleitete und geförderte Projekt vor fünf Jahren im Kanton Zürich seinen Anfang nahm und das Interesse daran zwischenzeitlich zugenommen hat, ist der Zürcher Verband heute dagegen. Seniorenbesuche seien für die Lehrkräfte aufwändig, heisst es.

Über so viel Skepis, ja offene Ablehnung für eine gut gemeinte Dienstleistung kann man nur staunen. Wo liegen die wahren Gründe für die Opposition?

Obwohl längst nicht alles Vorbildcharakter hat, was aus Amerika kommt, dürfte sich in diesem Fall ein Blick über den Atlantik lohnen: An vielen öffentlichen Schulen der USA haben aktive Rentner einen festen Platz. Sie kommen unterrichtsbegleitend zum Einsatz, wenn den angestellten Profi-Lehrkräften die Zeit fehlt, im Nachhilfe- und Fremdsprachenunterricht: Einwandererkinder lernen bei geduldigen Senioren Englisch; mathematisch schwache Schüler werden von Rentnern trainiert. Freiwillige organisieren die Pausenbetreuung, den Schulausflug, die Kunstausstellung, den Forschungswettbewerb sowie das Klassenfest. Das Lehrpersonal konzentriert sich auf die Umsetzung des Lehrplans.

Organisiert ist die Freiwilligenarbeit in den USA in lokalen Eltern-Lehrer-Vereinigungen: Diese «Parent-Teacher-Associations» (PTA) arbeiten äusserst effizient. Die PTA der «Wyngate Elementary School» in Maryland beispielsweise umschreibt ihren Auftrag mit den Worten: «Durch die gemeinsame Anstrengung der Lehrkräfte und der gesamten Community sollen die mentalen, physischen, sozialen und emotionalen Begabungen der Kinder gefördert werden.»

Nach dieser Philosophie sind Lehrer, Eltern und Senioren Partner, nicht Konkurrenten. Ihre enge Zusammenarbeit fördert die schulischen Leistungen der Schülerinnen und Schüler, stärkt die Moral des Lehrpersonals und unterstützt das Engagement Aussenstehender. Wenn Freiwillige Lehrkräfte unterstützen, profitieren alle. Das müsste eigentlich auch in den Kantonen Baselland und Zürich zur Kenntnis genommen werden.

› www.baz.ch/go/pta

baz vom 20.12.2005

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