Sonntag, Januar 21, 2007

Von Spendern und Neidern

1,3 Millionen Franken hat die Glückskette bis gestern für die Unwettergeschädigten gesammelt. Ein stolzes Ergebnis, das die Grosszügigkeit, das offene Herz und die Solidarität der Schweizerinnen und Schweizer nachhaltig unter Beweis stellt. Am morgigen «Nationalen Sammeltag» dürfte die Summe noch einmal deutlich in die Höhe schnellen.

Die Spendenfreudigkeit hierzulande hat Tradition und ist höchst erfreulich. Nichtsdestotrotz hat jede Sammelkampagne nach «Grossereignissen» auch unschöne Seiten: Die eine heisst Katastrophentourismus, die andere Neid.

Ob Hochwasser, Hagel, Lawinen oder sonstige Notlagen: Unglücksfälle mit aussergewöhnlichen Schäden und persönlichen Schicksalen ziehen immer auch Gaffer an. Diese wollen wissen, wie es im Katastrophengebiet aussieht und wie die Betroffenen damit umgehen. Dabei vergessen sie, dass Schaulustige den Rettern und Räumungskräften im Weg stehen.

Genauso fragwürdig ist der im Zuge von Sammelaktionen auftretende Sozialneid: Opfer, die von den Medien als Spendenempfänger identifiziert werden, bekommen die Missgunst von Nachbarn, Dorfbewohnern, ja sogar von unbekannten Städtern zu spüren. «Warum wird diese Familie unterstützt? Ich bin doch auch ein Opfer. Mir geht es noch schlechter, und keiner hilft mir», lauten dann die bitteren Reaktionen. Solche Klagen sind ungerechtfertigt. Sie trüben das Bild von der grossen Spendenbereitschaft und Solidarität unserer Bevölkerung.

Auf Neid und Missgunst gibt es eine direkte Antwort: Jeder, der unverschuldet in Not gerät, kann ein Gesuch um Unterstützung stellen. Dafür braucht man sich nicht zu schämen. Hilfswerke wie Glückskette, Caritas, die Schweizer Berghilfe, das Rote Kreuz sowie Coop Patenschaft für Berggebiete sind dafür da, unbürokratisch zu helfen. Geschädigte sind keine Almosenempfänger. In einer solidarischen Gesellschaft gehört es zu den Aufgaben von Staat und Privaten, Notleidende zu unterstützen.

Diesem Gedanken bleibt auch die Aktion «baz hilft Not lindern», die Stiftung der Basler Zeitung, verpflichtet. Die diesjährige «Weihnachtsaktion» kommt - aus aktuellem Anlass - Bergbauern in Giswil OW zugute, deren Alp von einem Erdrutsch verschüttet wurde. Unterstützt wird zudem ein junges Bergbauern-Ehepaar im Solothurner Jura, dessen Wohnhaus dringend saniert werden muss.

Die baz wird regelmässig über beide Fälle berichten. Herzlichen Dank bereits heute für Ihre Spende. PC: 40-15757-4

www.baz.ch/bazhilft

www.baz.ch/go/neid

baz vom 30.8.2005

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