Montag, Januar 22, 2007

Vom Glauben an den Sonnenschein

Optimisten sind Menschen, die «in der besten aller Welten» leben: Sie glauben stets an das Gute und sehen - im Licht der positiven Zukunftserwartung - jede gegenwärtige und künftige Situation rosig, auch wenn sich diese noch so unheilvoll und wenig aussichtsreich präsentiert. Weshalb eigentlich nicht?

› Beispiel Unwetter. Seen, Flüsse und Bäche treten in diesen Tagen über die Ufer. Strassen, Bahnlinie und Keller werden überschwemmt. Das ist schlimm aber - wo keine Personen zu Schaden kommen - immer noch verkraftbar. Zerstörtes Material lässt sich ersetzen. Den Kopf hängen lassen und Trübsal blasen bringt niemanden weiter. Bald scheint wieder die Sonne, und die nassen Keller werden trocken sein.

› Beispiel FC Basel. In Middlesbrough fand der Traum vom triumphalen Einzug in den Uefa-Cup-Halbfinal ein jähes Ende. Das Sonntagsspiel gegen Xamax war auch kein Highlight. Nichtsdestotrotz besteht begründete Hoffnung auf tolle Spiele und den Meistertitel. Fans wie Medien dürften in diesem Punkt ruhig etwas optimistischer sein.

› Beispiel Wirtschaft: Banken und Pharma schreiben Rekordgewinne. Institute korrigieren ihre Prognosen nach oben. Der Stellenmarkt zieht an. Weshalb soll da nicht auch die Werbebranche profitieren? Neue Produkte lassen sich nur mit guter Werbung verkaufen. Deshalb bin ich überzeugt, dass dabei auch die Printmedien berücksichtigt werden.

› Beispiel SBB. Vergangene Woche fuhr ich im InterCity nach Bern, als in Olten eine junge Frau ohne Ticket einstieg. Dem Zugbegleiter konnte sie das Billett (Fr. 17.50) nicht bezahlen, weil sie weder Bargeld noch eine Kreditkarte auf sich trug. «Dann schicke ich Ihnen eine Rechnung. Die Bearbeitungsgebühr beträgt 30 Franken», erklärte ihr der SBB-Angestellte routiniert.

«Kann ich helfen?», fragte ich naiv und anerbot mich, der Doktorandin im Fach Sozialpädagogik den Betrag von Fr. 17.50 vorzuschiessen; sie könne mir das Geld in den nächsten Tagen auf mein Postkonto überweisen, schlug ich vor. Heute stelle ich ernüchtert fest, dass die Summe noch immer nicht auf meinem gelben Konto eingetroffen ist. Trotzdem bleibe ich Optimist und glaube an das Gute im Menschen.

Fazit: Die vielen Negativereignisse unserer Zeit, die Kriege, Krankheiten und Unwetterschäden, die grauen Erwartungen und düsteren Zukunftsprognosen, die Rück- und Tiefschläge können wir nur ertragen, wenn wir an das Gute glauben. Vielleicht wäre die Welt ein bisschen weniger trist, wenn es mehr Optimisten gäbe.

baz vom 25.3.06

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