Sonntag, Januar 21, 2007

Rabattschlacht mit Risiken

Nicht nur das Wetter, auch die Preise sind derzeit heiss. Schaufenster, Plakate und Zeitungsinserate verkünden, dass sich der «Sommerschlussverkauf» in der Endphase befindet.

In der Basler Innerstadt überall dasselbe Bild: Kleider, Möbel, Haushaltprodukte und elektronische Geräte sind zum halben Preis oder noch billiger zu haben. Bei Charles Vögele stehen die Zeichen «Sale». Das Lieblingswort bei «Jäggi, Bücher» lautet «Schnäppchen». «Zusätzlich 10 Prozent Rabatt auf allen bereits herabgesetzten Preisen - letzte Tage», heisst es im Schuhgeschäft an der Freien Strasse.

Auf Kundenseite scheint es zwei Kategorien zu geben: Die einen interessieren sich überhaupt nicht für den Ausverkauf. «Zu stressig», meint eine Kollegin. Die anderen nutzen die Gelegenheit ganz gezielt und bewusst für günstige Einkäufe: Wer seine Sommergarderobe ergänzen möchte, kommt nie billiger dazu als jetzt.

Doch die Risiken der «Alles-muss-weg-Tradition» liegen auf der Hand:

› Im «Sommerschlussverkauf» wird zum Teil schlechte Qualität angeboten: Einzelne Ketten stossen auf diesem Weg Massenkollektionen sowie «Ramsch» ab.

› Die Verlockungen der Preisnachlässe sind so gross, dass man unnötige Dinge ersteht und dies zu Hause dann bereut.

› Man kauft zu viel von einem herabgesetzten Produkt. Kein Umtausch.

› Geblendet vom attraktiven Preis kauft man das Falsche. «Eigentlich wollte ich gar keine Halbschuhe, sondern Sandalen. Aber die Halbschuhe waren sehr günstig.» Umtausch ausgeschlossen.

› Realistisch ist auch die Gefahr, dass der herabgesetzte Anzug, die Polstergruppe oder die Stereoanlage einige Wochen nach dem Erwerb nicht mehr gefallen. Umtausch ausgeschlossen.

› In der ganzen Rabattschlacht bleibt die Transparenz auf der Strecke: An einem Tisch 50 Prozent, gleich daneben 70 Prozent. Rabattierung ist bis zu einem gewissen Grad auch Willkür.

Die Preise mögen noch so gelb, rot oder tief sein - vom Ausverkauf profitieren in erster Linie die Händler: Sie leeren auf diese Weise ihre teuren Lager und stossen Dinge ab, die sie zu normalen Preisen nicht mehr verkaufen können.

Deshalb gilt: Mündige Konsumenten planen, überlegen und vergleichen während der Rabattschlacht, aber auch in Nicht-Ausverkaufs-Zeiten.

«Der Sommerschlussverkauf» ist sowieso überflüssig. Dank der Ausverkaufsliberalisierung sind Rabatte das ganze Jahr über möglich. Darum vergleichen Sie, bevor Sie kaufen. Der Preis ist ein Faktor, die Qualität ein anderer. Es lebe der freie Wettbewerb.

baz vom 23.7.2005

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