Sonntag, Januar 21, 2007

Hurrikan-Hilfe - nein danke

Auf den Webseiten der amerikanischen Katastrophenkoordinationsstelle FEMA, des USA Freedom Corps und der US-Botschaft in Bern sind die Hilfsappelle unübersehbar: «Spenden für die Hurrikan-Opfer willkommen», «Freiwillige gesucht», lauten die Aufrufe. Nach dem Hurrikan-Desaster in New Orleans werden Helfer und Hilfsgüter gebraucht. Bei der Annahme der ausländischen Unterstützung zeigen sich die Amerikaner allerdings überfordert und wählerisch.

118 Staaten sowie 12 international tätige Organisationen haben bislang Spontanhilfe angeboten. Die Schweiz könnte Wolldecken, Zelte und Hygiene-Sets liefern. Ein Arzt ist unterwegs ins Krisengebiet. In Deutschland stehen fünfzehn Tonnen Notrationen bereit. Schweden hat Wasserpumpen und Venezula Erdölprodukte verladen. Eine deutsche Firma stellt Satellitentelefone zur Verfügung. Zahlreiche Regierungen sind zu teils hohen Geld-spenden bereit.

Und was tut die Bush-Administration? Sie blockiert den Grossteil der angebotenen Hilfslieferungen. Der Präsident und seine Aussenministerin haben sich zwar höflich bedankt. Aber die zuständigen Stellen bremsen befreundete Nationen, vertrösten Organisationen oder wimmeln diese ab. «Hurrikan-Hilfe? Nein danke», heisst es. Auf ein Angebot der kubanischen Regierung, Ärzte mit Medikamenten ins Katastrophengebiet zu entsenden, wurde - aus politischen Gründen - gar nicht erst eingetreten.

Dass eine effiziente Verteilung der Hilfsgüter aus logistischen Gründen derzeit schwierig ist, leuchtet ein. Bis vor Kurzem waren die beiden Flughäfen der Region geschlossen. Ausserdem hat FEMA soeben einen neuen Chef erhalten, was die gewaltigen Koordinationsdefizite auch nicht eliminiert. Wenn aber, wie im Fall der deutschen Satellitentelefone, eine Lieferung abgelehnt wird, weil kein Empfänger bezeichnet war, dann fehlt das Verständnis.

Die Frage drängt sich auf, ob die Gründe für die zögerliche Annahme internationaler Hilfsgüter auch auf politisch-psychologischer Ebene zu suchen sind: Glaubt die Regierung Bush nach wie vor, dass sie die Katastrophenbewältigung in Louisiana aus eigener Kraft in den Griff bekommt? Sind die Amerikaner zu stolz, ausländische Spenden anzunehmen? Wäre dies in den Augen der Weltmacht ein Zeichen der Schwäche? Vermutlich schon.

Der Hurrikan «Katrina» war für den Süden der USA die erste Katastrophe. Die verspätet eingeleiteten Hilfs- und Rettungsaktionen der Behörden die zweite. Und das unverständliche Chaos bei der Annahme ausländischer Hilfsangebote die dritte.

› www.usafreedomcorps.gov

baz vom 15.9.2006

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