Montag, Januar 22, 2007

Ferien sind mehr als nur Erholung

Spass haben und sich erholen, faulenzen, Aktivferien, Tapetenwechsel … das sind in dieser Reihenfolge die Gründe, weshalb Herr und Frau Schweizer in die Ferien verreisen. Abschalten vom Alltagsstress, der Schule, dem Büro sowie den lieben Bürokolleginnen und -kollegen entfliehen, Sonne tanken, sich den schönen Seiten des Lebens hingeben: all dies Vorsätze, die in diesen Tagen wohl millionenfach realisiert werden.

Wir sind kein arbeitswütiges Volk. Die meisten von uns können abschalten und die Ferien geniessen. Laut einer Umfrage nehmen lediglich elf Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ihr Handy mit in den Urlaub, um beruflich erreichbar zu sein. Dies entspricht ungefähr dem europäischen Durchschnitt.

Doch Ferien sind mehr als nur Erholung: «Die Welt ist wie ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.» - Diesen Satz schrieb Augustinus von Hippo vor 1600 Jahren. Damals wie heute suchen wir in den Ferien Eindrücke vom sogenannten «savoir vivre» jenseits der eigenen Landesgrenzen, von fremden Ländern und Leuten, von unbekannten Sitten und Bräuchen. Wie heisst es so schön? «Reisen bildet.»

Diese Chance gilt es wahrzunehmen, wenn man auf Kreta, Rhodos, nach Phuket, Sizilien oder Andalusien reist. Wie entstanden fremde Kulturen? Warum verschwanden sie wieder? Wie ging man vor 2000 Jahren ins Theater, in den Tempel, zur Arbeit? Wie lebten damals die Senioren, die Kinder, die Behinderten?

Geschichtliche Zusammenhänge werden klar, wenn man sich vor Ort mit Ausgrabungen, Überlieferungen, Karten und spannenden Zeitzeugnissen befasst. Warum ist der arabische Einfluss in Südspanien (Alhambra) dermassen ausgeprägt? Weshalb haben die Spartaner den Ruf, im alten Griechenland die besten Athleten gewesen zu sein? Wo genau zog Hannibal mit seinen Elefanten über die Alpen?

Wer reist, hört fremde Sprachen. Mit Hilfe von multimedialen Speichermedien, Sprachführern und dem Internet ist es möglich, sich einen Grundwortschatz anzueignen und im Urlaub sprichwörtlich mitzureden. Was gibt es Schöneres, als bei einer Marktfrau im Basar von Tunis in Hocharabisch ein Kilo Orangen zu kaufen?

Ferien sind mehr als Erholung. Ferien können auch bilden, sofern man sich bemüht. Nutzen wir die jährlich wiederkehrende Chance, etwas über fremde Kulturen zu lernen.

baz vom 4.7.06

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