Sonntag, Januar 21, 2007

«Altes Amerika» - «Neues Amerika»

Von Donald Rumsfeld stammt der falsche Vergleich vom «alten und neuen Europa»: Im März 2003 hatte der US-Verteidigungsminister Frankreich und Deutschland dem «alten Europa» zugeschlagen, die osteuropäischen Nationen hingegen, die sich am Irak-Krieg beteiligten, als «neues Europa» gelobt. Kommende Woche wird Rumsfelds Chef, George W. Bush, re-inthronisiert: Während einer pompösen Feier legt der «alt-neue» US-Präsident zum zweiten Mal den Amtseid ab.

Drehen wir den Spiess mal um: Nach den Erfahrungen mit Bushs erster Amtszeit gibt die Inauguration Gelegenheit, über das «alte Amerika» (AA) respektive das «neue Amerika» (NA) nachzudenken. Was ist alt? Was wäre neu?

› AA: Die Inaugurationsfeier auf den Stufen des Kapitols kostet zwischen 30 und 40 Millionen Dollar. Die Sicherheitskosten sind darin nicht enthalten.

› NA: Präsident Bush lässt die pompöse Show durch eine schlichte Zeremonie im Weissen Haus ersetzen. Das gesparte Geld wird den Tsunami-Opfern gespendet.

› AA: «First Lady» Laura Bush hat für die Kreation ihrer Garderobe zur Amtseinführung mehrere prominente Designer angeheuert.

› NA: Laura Bush verzichtet auf teure Designer und zieht stattdessen das Kleid an, das sie im Januar 2001 bei der ersten Amtseinführung trug.

› AA: 150 000 US-Soldaten sind derzeit im Irak stationiert. 1347 kamen im Rahmen der Mission um, 1060 im Kampf.

› NA: Bush verkündet den sofortigen Abzug der US-Streitkräfte aus dem Irak und verdoppelt dafür die Entwicklungshilfegelder der Supermacht.

› AA: Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1976 wurden 945 Menschen hingerichtet.

› NA: Der Oberste Gerichtshof erklärt Exekutionen als «grausame und unübliche Strafen» für verfassungswidrig und verbietet sie.

› AA: Die Regierung Bush hält die USA für eine «unverzichtbare Nation» und zwingt der Welt ihren Willen auf.

› NA: Die amerikanische Regierung kooperiert solidarisch im Konzert der Nationen und setzt sich für eine nachhaltige Globalisierung ein.

› AA: In amerikanischen Haushalten werden rund 200 Millionen Handfeuerwaffen - zum grossen Teil unregistriert - aufbewahrt. Damit begehen Kriminelle täglich Hunderte von Tötungsdelikten.

› NA: Der amerikanische Kongress verabschiedet eine restriktive Waffengesetzgebung und offeriert für jede abgegebene Handfeuerwaffe 100 Dollar.

Träumen vom «neuen Amerika» ist erlaubt.

baz vom 13.1.2005

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